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Geschichte der Familiennamen

| Heinz Riedener

Ein Thema, das wohl in jeder Familiengeschichtsforschung mindestens einmal vorkommt, ist die Frage nach der Herkunft des Familiennamens. Und das Thema ist schon sehr spannend, vor allem, wenn man es hochkarätig präsentiert erhält!

Da wird dann schon klar, dass der Familiennamen nicht unbedingt etwas Fixes ist sondern schon eine gewisse Varianz über die Zeit haben kann. Und dann wurde das eine Mal «Riedener» und das andere Mal «Riederer» geschrieben. Im Familienregister fand ich sogar überschriebene Eintragungen!

Vor einigen Wochen erhielt ich eine Kurzbeschreibung des Verein Schweizerdeutsch, Gruppe Zürich mit der Überschrift «Simone Maria Berchtold: Familiennamen» - Mittwoch, 18. November 2015, 18.15 Uhr Zürich – Eintritt frei. Also wurde der Termin eingeplant. Am Dienstag 17. November 2015, 18.00 Uhr referierte dann Dr. Thomas A. Hammer im Rahmen des Kurses «Ahnenforschung. Eine Einführung» (Museumsgesellschaft Altstätten / GHGO) zum selben Thema. Höchst spannend, interessant, geballte Ladung an Information.

24 Stunden später traf ich Herrn Hammer im Treppenhaus des Kirchgemeindehauses St. Peter in Zürich auf dem Weg in den Vortragssaal. Was dann folgte, war keineswegs eine Wiederholungssendung zum Vortag sondern vielmehr eine optimale Ergänzung. Dazu war das etwa stündige Referat auf Wunsch des Veranstalters in Dialekt gehalten und aufgrund der Herkunft der Referentin in ansprechendem Feldkircher-Dialekt dargeboten! Auch dies war ein nicht alltägliches Erlebnis. Simone Berchtold vom Deutschen Seminar der Uni Zürich berichtete entlang der folgenden Traktandenliste:

  1. Von der Einnamigkeit zur Zweinamigkeit
  2. Vom Beinamen zum Familiennamen
  3. Motive hinter den Familiennamen mit ausgewählten Beispielen
  4. Vorgehen bei der Deutung eines Familiennamens.

Nun hier zu viel von diesem ganzen Thema zu verraten wäre wohl zu schade – vielmehr rufe ich an dieser Stelle dazu auf, bei sich bietender Gelegenheit ebenfalls einen solchen Vortrag anzuhören.

Darum nachfolgend nur einige Ausschnitte sehr knapp gefasst!

Zeitachse des Wandels vom Rufnamen über die Ergänzung mit einem Beinamen bis zum (festen) Familiennamen:

ZeitachseNamen

Und trotzdem gibt es heute immer noch die Einnamigkeit in Island, aber auch beim Papst, bei Monarchen und als Klosternamen.

Es gab verschiedene Bildungsmuster – nachstehend eine kleine Übersicht!

Namens Bildung Beispiele

Bedingende soziale Faktoren für die Entstehung der Zweinamigkeit waren dann die Bevölkerungsverdichtung (Bevölkerungszunahme, Entwicklung der Städte [Binnenmigration; Handwerkszünfte]), die zunehmende Verwaltung (Regelung von Erbe, Eigentum, Transaktionen), die Entwicklung der Schriftlichkeit (Urkunden, Verzeichnisse, Steuerlisten) und die Identifizierung musste gewährleistet sein!

Vielfältigkeit am Beispiel von Johannes Gutenberg zwischen 1418 und 1470.

 Johannes Gutenberg

 

 

Fünf Motiv-Kategorien der Familiennamen-Bildung:

Namens Bildung Beispiele

Und wie geht man nun bei der Deutung eines (deutschschweizerischen) Familiennamens vor?

  • Eruieren des Bürgerorts/der Bürgerorte vor 1800 (Familiennamenbücher)
  • Analyse der geografischen Population (Anteile des Nachnamens pro 1000 Einträgen im Telefonbuch, nach PLZ-Gebieten sortiert)
  • Studium der Wörterbücher, z.B. des Idiotikon
  • Bei Zuwanderung aus Deutschland z.B. Suche nach Eintragungen im Familiennamen Duden.
  • Recherche bei früheren Berufsnamen (Beispiel: schërer = Barbier, Wundarzt, Bader / Binder = Fassbinder / etc.)
  • Prüfung auf Herkunfts- oder Wohnstättennamen
  • Hinterfragung bezüglich Übernamen (Motiv in der Regel körperliche, charakterliche oder biographische Eigenschaften des Benannten)
  • Verifizierung auf Rufnamen, Patronyme. Beispiele: Egli als Kurzform zu Egolf oder Egloff; Rüegg als Kurzform zu Ru(o)diger; Welti als Kurzform zu Walther. Motiv war verwandtschaftliches Verhältnis, Beziehung zu einer anderen wichtigen Person, meist Vater (= Patronyme), seltener Mutter (= Metronyme) oder ein anderer Verwandter respektive Dienstherr.

Und zum Abschluss noch zwei europäische Phänomene:

schmid Zugehörigkeitsbildung

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