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Geschichte der Familiennamen und Quellen dazu

| Heinz Riedener

Simone Berchtold Schiestl vom Deutschen Seminar der Universität Zürich lockte an diesem wunderschönen Samstagnachmittag mit dem Referat "Familiennamen: Geschichte und Deutung" über 20 Zuhörerinnen und Zuhörer  in den Rosenbergsaal im M-Restaurant im Hauptbahnhof St. Gallen.

Einführend erläuterte die Referentin die Veränderung vom 'unfesten Eigennamens-Zusatz' über den 'Beinamen' zum 'festen Familiennamen' entlang der Zeitachse. Bis cirka 1100 (Hochmittelalter) herrschte noch die Einnamigkeit [1. Stufe] (Ausnahme Römer), mit einer grossen Namensvielfalt durch Kombinationsmöglichkeiten mittels Zusammensetzungen von Substantiven oder Substantiven mit Adjektiven, vor. Diese Situation gibt es heute noch in Island (zusammen mit einem Beinamen nach dem Vater oder der Mutter) sowie beim Papst, bei Monarchen und bei Klosternamen. Ab 1200 werden Rufnamen plus Beinamen [2. Stufe] angetroffen, wobei die Beinamen noch nicht fix sind und gewechselt werden können. Geschwister können auch unterschiedliche Beinamen tragen. Ab 1600 war der Übergang von der Einnamigkeit (Rufname) zur Zweinamigkeit abgeschlossen [3. Stufe]. Der Familiennamen wird nun vererbt und Geschwister tragen denselben Familiennamen. Die Schreibung kann aber nach wie vor variieren!

Bei den Beinamen gab es die folgenden Benennungsmotive:
1. Berufsnamen (oder Gegenstände, die mit dem Beruf zu tun hatten)
2. Übernamen (körperliche, charakterliche oder biographische Eigenschaften)
3. Rufnamen (des Vaters oder seltener der Mutter)
4. Wohnstättennamen (nach dem Wohnort benannte Flurnamen - Einheimische)
5. Herkunftsname (nach dem früheren Wohnort benannte - Zugezogene)

Simone Berchtold erläuterte in der Folge, welche Schritte zur Deutung eines Familiennamens eingeschlagen werden können und welche Hilfsmittel zur Verfügung stehen. Klassische Fragestellungen können dabei wohl sein:

  • an welchem Ort trat der Familienname zuerst auf und wie hat er sich verteilt?
  • wie wurde der Familienname geschrieben und gibt es dazu Varianten?
  • wie weit kann der Familienname zurückverfolgt werden?
  • welche Träger dieses Familiennamens gibt es noch?

Abschliessend wurde auf geeignete Hilfsmittel eingegangen. Unten finden sich entsprechende Listen!

Auch nach dem schlussendlich zweistündigen höchst attraktiven Dialog wurden dann noch einzelne Fragen in persönlichem Gespräch beantwortet. Offenbar ein weiterer sehr attraktiver Anlass der GHGO, der Anklang gefunden hat!

Hilfsmittel online:

Hilfsmittel in Buchform:

  • Duden Familiennamen. Herkunft und Bedeutung. 2005. Bearbeitet von Rosa Kohlheim und Volker Kohlheim. 2., völlig neu überarbeitete Auflage. Mannheim u.a.: Dudenverlag.
  • Bach, Adolf (1952–1953): Deutsche Namenkunde, Band I: Die deutschen Personennamen. Heidelberg: Winter.
  • Baumgartner, Xaver (1983): Namengebung im mittelalterlichen Zürich. Die alt- und mittelhochdeutschen Personennamen der Zürcher Überlieferung vom Jahr 1000 bis zum Jahr 1254. Arbon: Eurotext (Studia onomastica Helvetica; Bd. 1).
  • Brechenmacher, Josef K. (1957–1963): Etymologisches Wörterbuch der deutschen Familiennamen. 2 Bde. Limburg an der Lahn.
  • Fähndrich, Thomas (2000): Zuger Familiennamen. Entstehungsprozesse, Verfestigung, Bedeutungen (= Beiträge zur Zuger Geschichte; Bd. 14), Zug: Kalt-Zehnder.
  • Huber, Konrad (1986): Rätisches Namenbuch, Band III: Die Personennamen Graubündens. Mit Ausblicken auf Nachbargebiete. Teile I und II. Bern: Francke.
  • Schobinger, Viktor; Egli, Alfred; Kläui, Hans (1994): Zürcher Familiennamen. Entstehung, Verbreitung und Bedeutung der Namen alteingesessener Zürcher Familien. Zürich: Zürcher Kantonalbank.
  • Kunze, Konrad (2004): dtv-Atlas Namenkunde: Vor- und Familiennamen im deutschen Sprachgebiet. München. (leider vergriffen)

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